Aktuelle Praxisforschungsprojekte
Die Praxisforschung dient der Stärkung der Wirkungsorientierung von Angeboten. Sie beinhaltet Evaluation, wissenschaftliche Begleitungen sowie Forschung im Kontext von Angebotsentwicklung.
Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation eines Gruppentherapieangebotes für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung und psychischen Belastungen
Für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung und psychischen Belastungen entsteht ein entwicklungs- und bindungsorientiertes Gruppentherapieangebot in der Trägerschaft des KJPD der Spitäler Schaffhausen, das im Rahmen einer vorerst dreijährigen Pilotphase umgesetzt wird. Das Projekt wird im Rahmen der Pilotlaufzeit der ersten drei Jahre vom Marie Meierhofer Institut für das Kind wissenschaftlich begleitet und extern evaluiert werden.
Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation findet als kombinierte Umsetzungs- und Wirkungsevaluation statt. Es werden sowohl Erkenntnisse aus der bereits existierenden Forschungsliteratur sowie spezifisch für dieses Angebot erhobene Daten kombiniert genutzt. Für letzteres werden qualitative wie auch standardisiert/quantitative Elemente aus mehreren Datenquellen (Kinder/Jugendliche und Familien, Therapeut:innen, Sozialberater:innen, Lehrpersonen) eingesetzt.
Laufzeit:
05/2023 - 12/2025
Auftraggeber:
KJPD Schaffhausen
Projektleitung:
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Projektmitarbeiter:innen:
Dr. phil. Selin Kilic, Postdoc
Dr. phil. Vanda Capon-Sieber, Senior Researcher
ehemalige Projektmitarbeiter:innen:
Vera Sieber, B.Sc., wissenschaftliche Mitarbeiterin
Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projektes «Netzwerk Familie Liechtenstein»
Bei diesem Projekt handelt es sich um
ein Kooperationsprojekt der Sophie von Liechtenstein Stiftung und des
Liechtensteinischen Roten Kreuzes. Ziel und Aktivitäten von Netzwerk
Familie sind stark an denjenigen von international bekannten «Frühen Hilfen»
angelehnt. Das primäre Ziel von «Frühe Hilfen» ist die Förderung
der kindlichen Gesundheit in den ersten Lebensjahren und die Prävention
von Kindeswohlgefährdungen durch die gezielte Begleitung von Familien in
belastenden Lebensumständen. Die Begleitung von Familien mit
Kleinkindern charakterisiert sich durch ihre Niederschwelligkeit, ihren
aufsuchenden Ansatz und der Vernetzung mit existierenden Unterstützungs-
und Versorgungsangeboten.
Das Marie Meierhofer Institut für das Kind begleitet und evaluiert
das Projekt zwischen Anfang 2023 und Mitte 2026. Dabei sollen die
Umsetzung und Wirkung des Projektes näher beleuchtet werden. Kern der
Datenerhebung bilden die Informationen aus dem internen
Dokumentationssystem des Projektes. An der Umsetzung interessiert
insbesondere, wie die Erreichbarkeit der gewünschten Zielgruppe und die
Vermittlung an bestehende Angebote gelingt, wozu ergänzend eine Umfrage
unter Fachpersonen und Interviews mit Teilnehmenden geplant sind. In
Bezug auf die Wirkung ist von Interesse, ob die elterliche Belastung
abnimmt und die kindliche Entwicklung gefördert wird, wozu die
teilnehmenden Eltern einmal zu Beginn und einmal zum Ende der
Familienbegleitung befragt werden. Die Ergebnisse der Evaluation sollen
dazu beitragen, die Versorgung psychosozial belasteter Familien in
Liechtenstein zukünftig weiter auszubauen und zu verbessern.
Laufzeit:
01/2023 - 10/2027
Projektleitung:
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Projektmitarbeiter:innen:
Dr. phil. Raquel Paz Castro, Senior Researcher
Dr. phil. Vanda Capon-Sieber, Senior Researcher
Sven Staub, B.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter
Abgewiesene Asylsuchende haben in der Schweiz ein Recht auf Hilfe in Notlagen. Dies beinhaltet den Anspruch auf Hilfe, Betreuung und Mittel, die für ein menschenwürdiges Dasein unerlässlich sind1. Nothilfe ist strikt auf das Minimum beschränkt, beinhaltet minimale Lebensmöglichkeiten und ein Arbeits- und Ausbildungsverbot für die Betroffenen in der Schweiz. Diese Massnahmen sollen rasche Rückführungen in die Herkunftsländer innerhalb von maximal drei Monaten begünstigen2. Während des letzten Quartals 2019 befanden sich in der Schweiz etwa 1000 Kinder und Jugendliche in Nothilfe, über 500 davon seit über einem Jahr3. Es besteht die dringende Befürchtung, dass die mit dem Nothilfe-Regime verbundenen Lebensbedingungen mit wachsender Verweildauer negative Auswirkungen auf die betroffenen Kinder und Jugendlichen haben könnten. Eine systematische Übersicht zur Situation von Kindern und Jugendlichen in Nothilfe in der Schweiz existiert allerdings nicht. Im Auftrag der Eidgenössischen Migrationskommission (EKM) wird die Situation von abgewiesenen Familien mit Kindern und Jugendlichen systematisch dokumentiert und evaluiert.
Im Verlauf der Studie wird erhoben, wie viele Kinder und Jugendliche sich in der Nothilfe befinden, wie lange sie dort im Durchschnitt verweilen, wie die Kinder beschult und betreut werden, wie sich die Nothilfestrukturen gestalten und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich in der Umsetzung der Nothilfe schweizweit zeigen. Weiter wird dokumentiert, wie die Lebensumstände der Kinder und Jugendlichen aussehen, inwiefern unter diesen Bedingungen eine gesunde Entwicklung möglich ist und ob Grundrechte wie Bildung, Zugang zu medizinischer Versorgung, ein sicheres Zuhause, Schutz vor Gewalt usw. gewährleistet sind. Dies soll anhand einer flächendeckenden Fragebogenuntersuchung, teilnehmender Beobachtung und Familiengesprächen, in denen Betroffene selbst zu Wort kommen, dokumentiert werden. Der Perspektive der Kinder und Jugendlichen soll ein besonderes Augenmerk gewidmet werden.
1 Art. 12, BV; 2 ag-nothilfe.ch;
3 SEM, 2020
Download Bericht EKM "Kinder und Jugendliche in der Nothilfe im Asylbereich. Systematische Untersuchung der Situation in der Schweiz."
Download Rechtsgutachten EKM "Das Nothilferegime und die Rechte des Kindes."
Projektteam:
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Dr. phil. Raquel Paz Castro, Senior Researcher
ehemalige Projektmitarbeiter:innen:
Vera Sieber, B.Sc., wissenschaftliche Mitarbeiterin
Abgeschlossene Projekte
2. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation von HEART, ein Projekt der HEART Association
Die Umsetzung des HEART-Programms wurde bereits 2020 vom Marie
Meierhofer Institut für das Kind in einer qualitativen Prozessevaluation
wissenschaftlich begleitet. Basierend auf den Ergebnissen von
halbstrukturierten Interviews mit Fachpersonen konnte gezeigt werden,
dass HEART ein niederschwelliges Programm mit hohem Potenzial ist –
insbesondere für jene Kinder, deren Förderbedarf nicht ohne Weiteres
erkannt und adressiert werden kann.
Im Rahmen der laufenden Wirkungsevaluation wird nun geprüft, welche Wirkung das HEART-Programm auf die sozio-emotionale Entwicklung von Schülerinnen und Schüler hat und wie der Verlauf der Lehrpersonenbelastung und des Klassenklimas in Klassen aussieht, aus denen einige Kinder das HEART-Programm besuchen. Dazu werden alle Schülerinnen und Schüler, die im Schuljahr 2022-23 am Programm teilnahmen, sowie die entsprechenden Klassenlehrpersonen und die HEART-Fachpersonen befragt. Dabei werden im Wesentlichen folgende Informationen erfasst: Befinden, sozio-emotionale Kompetenzen sowie Selbstwirksamkeit der Schülerinnen und Schüler, Belastung der Lehrpersonen, Störungen im Unterricht und Förderziele der am Programm teilnehmenden Kinder. Die Auswertung der erhobenen Daten soll es ermöglichen, die kurz- und mittelfristige Wirksamkeit der Implementierung des HEART-Programms während eines vollständigen Schuljahres zu prüfen.
Laufzeit:
06/2022 - 09/2023
Projektteam:
Dr. phil. Raquel Paz Castro, Senior Researcher (Projektleitung)
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Sven Staub, B.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter
Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation für das SOS Kinderdorf Lichtenstein: Mutter-Kind-Therapie
In der Schweiz und in Liechtenstein existieren nur wenige
Mutter-Kind-Therapieplätze zur Behandlung psychischer Erkrankungen
während und nach der Schwangerschaft. Hinzu kommt, dass die
Betreuungskosten für das Baby nicht von der Krankenkasse übernommen
werden, was Familien in finanziell herausfordernden Situationen
zusätzlich belastet. Das Angebot des SOS Kinderdorf Liechtenstein setzt
sich mit seiner finanziellen Unterstützung für die betroffenen Familien
und Kinder ein und bietet ihnen unbürokratisch und schnell Hilfe für
den Klinikaufenthalt mit dem Baby zusammen an.
Das Marie Meierhofer Institut für das Kind begleitete und evaluierte
das Angebot des SOS Kinderdorf Liechtenstein zwischen Herbst 2022 und
Winter 2023. Dabei sollten die Umsetzung und Wirkung des Angebots näher
betrachtet werden.
Im Rahmen dieser Evaluation werden zum einen «Good Practices»
hinsichtlich des Angebotes von Mutter-Kind-Therapieplätzen
zusammengetragen. Desweiteren werden Interviews mit Müttern, denen eine
finanzielle Unterstützung zugesichert wurde, und mit Sozialarbeitenden in
verschiedenen Kliniken, die Mutter-Kind-Therapieplätze anbieten,
durchgeführt. Die Ergebnisse der Evaluation sollen dazu beitragen, die
Versorgung sozio-ökonomisch belasteter Familien zukünftig weiter
auszubauen und zu verbessern.
Laufzeit:
10/2022 - 12/2023
Projektteam:
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Dr. phil. Raquel Paz Castro, Senior Researcher
Sven Staub, B.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter (Projektleitung)
1. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation von HEART
HEART ist ein kunstpädagogisches Förderprogramm für Kinder von sechs
bis zwölf Jahren, das sich zum Ziel setzt, die Selbstachtung und das
Selbstbewusstsein von Kindern zu stärken, sie bei
verantwortungsbewussterem Handeln zu unterstützen und ihre Kreativität
zu fördern. Der Ursprung von HEART liegt in Grossbritannien und wird
durch die «art rooms» umgesetzt.
Die Evaluation kombiniert eine Prozess- und Outcome-Evaluation und sollte Informationen zur Umsetzung in der Schweiz sowie erste Erkenntnisse zur Wirksamkeit von HEART liefern.
Die Evaluation wurde als multi-methodales (qualitativ und quantitativ) Prä-Post-Design angelegt und setzte standardisierte Fragebögen sowie halb-strukturierte Interviews um. Um eine möglichst breite Sicht auf das Programm zu erhalten, wurden Informationen von mehreren Perspektiven erhoben – inklusive der Kinder selbst.
Laufzeit:
04/2019 - 09/2020
Auftraggeber:
Max Kohler Stiftung
Projektleitung:
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Projektmitarbeiter:innen:
Isabelle Duss, M.A., Doktorandin
Im seit 2015 laufenden Projekt befasst sich das MMI in Form von verschiedenen Aktivitäten mit dem Thema Partizipation in der Frühen Kindheit. Mit dem Projekt soll ein Beitrag zum Diskurs des Themas und zur Diskussion von Möglichkeiten, Inhalten und Formen der Partizipation junger Kinder geleistet werden.
Der zentrale Teil des MMI-Projektes bestand in der systematischen Auseinandersetzung mit den internen Projekten, Angeboten und Produkten des MMI. Die Projektaktivitäten zwischen 2015 und 2016 umfassten unter anderem die Dokumentation der seit 2010 realisierten Praxis- und Forschungsaktivitäten, die den Ausgangspunkt bildete für einen Analyseprozess zur Frage, wie Angebote und Projekte, die partizipative Prozesse in der frühen Kindheit umsetzen oder sich mit ihnen auseinandersetzen, verortet und verglichen werden können. Als Ergebnis dieser Analyse wurde ein Übersichtsschema zur Reflexion kindlicher Partizipation im Frühbereich erarbeitet. Zudem widmete sich die im Dezember 2016 erschienene Ausgabe Nr. 98 der MMI-Fachzeitschrift undKinder diesem Thema.
Die Projektaktivitäten im Jahr 2017 beinhalteten Vernetzungstätigkeiten wie die Teilnahme an Sitzungen der Fachgruppe Partizipation mit jungen Kindern, an der unter anderem das Kinderbüro Basel und Fachpersonen des Erziehungsdepartements des Kantons Basel-Stadt beteiligt waren, sowie die Gestaltung eines Kolloquiumtermins am Institut Kinder- und Jugendhilfe der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Zudem haben sich im Oktober 2017 alle MMI-Fachmitarbeitenden im Rahmen eines Workshops vertieft mit dem Thema der Partizipation in der frühen Kindheit auseinandergesetzt.
Das Projekt wurde von der Mercator Stiftung Schweiz mitfinanziert.
Laufzeit:
ab 2015
Projektleitung:
Dr. phil. Heidi Simoni
Dr. phil. Maria Teresa Diez (bis Mai 2016)
Projektmitarbeiter:innen:
lic. phil. Corinne Dreifuss
Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation von «Arche Für Familien»
«Arche Für Familien» ist ein Angebot der konfessionell und politisch
unabhängigen Non-Profit-Organisation Verein Arche Zürich. Diese geht der Vision nach, dass jedes Kind in sicheren und entwicklungsfördernden Beziehungen aufwachsen kann. Schwangere, Eltern mit Babys und Kleinkindern in Übergängen und Krisen sowie Familien in mehrfach belastenden Lebensumständen mit Kindern von 0 bis 14 Jahren finden bei «Arche Für Familien» Beratung, Begleitung und Unterstützung.
Die Evaluation soll die Wirkungsweise von «Arche Für Familien» beleuchten sowie Informationen zu verschiedenen Merkmalen der Umsetzung und des Verlaufes liefern.
Laufzeit:
10/2020 - 05/2021
Projektleitung:
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Projektmitarbeiter:innen:
Ivan Ruiz Gallego, B.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter
Wissenschaftliche Begleitung und Wirksamkeitsevaluation von Miteinander Turnen (MiTu)
Miteinander Turnen (MiTu) ist ein Projekt der Sport Union Schweiz, dass das schweizweit gut etablierte Vorschulturnangebot MuKi/VaKi/GroKi-Turnen erweitert. MiTu ist auf Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren ausgerichtet und verfolgt ebenfalls das Ziel, durch vielseitige, abwechslungsreiche Erlebnislektionen die Freude an der Bewegung bei Kindern und Erwachsenen zu wecken, zu fördern und zu erhalten. Familien mit Kindern mit einer Beeinträchtigung, Familien mit verschiedenen kulturellen oder sprachlichen Hintergründen und Familien mit sozioökonomischen Herausforderungen sind in Vorschulturngruppen oft untervertreten. Ziel des Verbandes der Sport Union Schweiz ist es, durch MiTu einen Beitrag zu einem gleichberechtigten Zugang zum Vorschulturnen zu leisten. Die Evaluation soll die Wirksamkeit von MiTu in Bezug auf einen chancengleichen Zugang für Familien mit besonderen Bedürfnissen ermitteln und in diesem Zusammenhang wirksamkeitsrelevante
Faktoren identifizieren.
Laufzeit:
10/2020 - 10/2021
Projektleitung:
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Projektmitarbeiter:innen:
Ivan Ruiz Gallego, B.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter
Sven Staub, B.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter