Aktuelle Grundlagenforschungs-Projekte
Das MMI betreibt seit seiner Gründung Grundlagenforschung mit einem hohen Anspruch an die wissenschaftliche Qualität.
Was sind die langfristigen Auswirkungen von Säuglingsheimplatzierungen in den 1950er- und 1960er-Jahren in der Schweiz? Dieser Frage gehen wir im Projekt «Lebensgeschichten» nach.
Zwischen 1958 und 1961 untersuchte Dr. Marie Meierhofer 431 Kleinkinder, die aus unterschiedlichen Gründen während ihrer ersten Lebenszeit in Säuglingsheimen betreut wurden. 1971–1973 führte sie eine bislang unpublizierte Nachfolgestudie durch. Parallel dazu waren am Kinderspital Zürich im Rahmen der sogenannten Zürcher Longitudinalstudien (ZLS) 445 Kinder, die bei ihren Familien aufwuchsen, ebenfalls in regelmässige Untersuchungen eingebunden. Als Folge der Deprivation in den Heimen zeigten die Kinder in den Säuglingsheimen zahlreiche Entwicklungsdefizite im Vergleich mit Gleichaltrigen, die nie in einem Säuglingsheim platziert waren.
Im Rahmen der aktuellen Studie wurden diese heute etwa 60-jährigen Personen (*1953–1959) aus beiden Studien eingeladen und zwischen 2019 und 2023 zu ihrem Lebensverlauf befragt. Mit einer Kombination von quantitativen und qualitativen Erhebungsmethoden wurden ihre körperliche und psychische Gesundheit sowie die kognitiven, sozialen und motorischen Fähigkeiten dokumentiert. Einflussfaktoren wie familiäre Hintergründe, individuelle Voraussetzungen, Aspekte der Betreuungsumgebung sowie spätere biografische Ereignisse und die aktuelle Lebenssituation sollten eruiert und beschrieben werden.
Seit 2023 werden nun auch die Nachkommen und Eltern im Rahmen der Studie untersucht, um so die Auswirkungen der damaligen Platzierungen auf die Familie und die weiteren Generationen zu verstehen.
Mit der Fortsetzung der Studie von Marie Meierhofer soll ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Betreuung und Heimplatzierung von Säuglingen in der Schweiz geleistet werden. Die Studie gibt denjenigen eine Stimme, die damals als Kleinkinder noch nicht über ihre Erfahrungen und ihre Lebenssituation erzählen konnten.
Das Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert und in Kooperation mit der Abteilung Entwicklungspädiatrie am Universitäts-Kinderspital Zürich umgesetzt.
Laufzeit:
seit 09/2018
Projektleitung:
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Projektmitarbeiter:innen:
Dr. phil. Raquel Paz Castro, Senior Researcher
Dr. phil. Selin Kilic, Postdoc
Nina Graf, M.A., Doktorandin
Sven Staub, B.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter
ehemalige Projektmitarbeiter:innen:
Vera Sieber, B.Sc., wissenschaftliche Mitarbeiterin
Weiterführende Informationen für Studieninteressierte und -teilnehmende
Publikationen:
Sand, H., Eichelberger, D. A., Wehrle, F. M., Simoni, H., Jenni, O. G., & Lannen, P. (2024). Effects of early institutionalization under conditions of psychosocial deprivation on cognitive functioning 60 years later: Findings of the lifestories project. Child Abuse and Neglect, 154, 106917. https://doi.org/10.1016/j.chiabu.2024.106917
Sand, H., Sticca, F., Eichelberger, D. A., Wehrle, F. M., Simoni, H., Jenni, O. G., & Lannen, P. (2024). Raised in conditions of psychosocial deprivation: Effects of infant institutionalization on early development. Children and Youth Services Review, 163, 107718. https://doi.org/10.1016/j.childyouth.2024.107718
Lannen, P., Bombach, C., Sticca, F., Simoni, H., & Jenni, O. G. (2022). The LifeStories project: Empowering voices and avoiding harm—Ethics protocol of a long-term follow-up study of individuals placed in infant care institutions in Switzerland. Frontiers in Psychology, 13, 1032388. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.1032388
Lannen, P., Sand, H., Sticca, F., Ruiz Gallego, I., Bombach, C., Simoni, H., Wehrle, F. M., & Jenni, O. G. (2021). Development and health of adults formerly placed in infant care institutions – Study protocol of the LifeStories project. Frontiers in Human Neuroscience, 14, 611691. https://doi.org/10.3389/fnhum.2020.611691
Lannen, P., Bombach, C., & Jenni, O. G. (2020). Using participatory methods to develop and implement research on historical compulsory social measures and placements in Switzerland. International Journal of Child, Youth and Family Studies, 11(4), 96–120. https://doi.org/10.18357/ijcyf...
Spielen in der frühen Kindheit ist für die Entwicklung von Kindern von zentraler Bedeutung. Dennoch nehmen Zeit, Raum und Gelegenheit für das freie Spiel junger Kinder im Alltag immer mehr ab. Erwiesen ist, dass die Fähigkeit, Bereitschaft und Freude von Kindern, sich auf das Spiel(en) einzulassen (die so genannte «Playfulness»), positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die Kreativität und die psychische Entwicklung hat. Wenig ist bislang jedoch bekannt, wie sich die Playfulness im Laufe der kindlichen Entwicklung verändert und was Erwachsene zur Entfaltung dieser Spielqualität beitragen können.
Das Kooperationsprojekt der PH Zürich und des MMI untersucht, wie sich die Playfulness von Kindern im Alter zwischen zwei und acht Jahren entwickelt. Dazu werden über 800 Kinder aus Kindertageseinrichtungen (Kita), Kindergärten und Primarschulen in der deutschsprachigen Schweiz über einen Zeitraum von zwei Jahren und drei Erhebungszeitpunkten (im Jahr 2021, 2022 und 2023) begleitet. Hierbei finden Kinderinterviews, Befragungen von Eltern, Betreuungs- und Lehrpersonen, Beobachtungen der pädagogischen Qualität in Kita und Kindergarten sowie Videoanalysen kindlicher Spielprozesse statt.
Das Projekt will aufzeigen, wie die Playfulness junger Kinder in Familie, Kita und Kindergarten gefördert sowie bei Stress- und Risikobelastungen geschützt werden kann. Damit kann es einen Beitrag zur Stärkung des Wohlbefindens sowie zur Entfaltung des Entwicklungspotenzials von Kindern beim freien Spiel leisten. Aus den Erkenntnissen können Empfehlungen für die Begleitung und Unterstützung des spielerischen Lernens in der frühen Kindheit formuliert werden.
In Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH)
Weiterführende Informationen für Studieninteressierte und -teilnehmende
Projekt:
Playfulness in der frühen Kindheit – Eine Längsschnittuntersuchung zu individuellen und kontextuellen Determinanten (Playful)
Projektleitung:
Prof. Dr. Corina Wustmann Seiler (PHZH)
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Projektmitarbeiter:innen:
Isabelle Duss, M.A., Doktorandin (MMI)
Cornelia Rüdisüli, M.A., Doktorandin (PHZH)
Finanzierung:
Das Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert.
Kontakt:
playful@phzh.ch
Publikationen:
Duss, I., Ruedisueli, C., Wustmann Seiler, C., & Lannen, P. (2024). Development of playfulness in children with low executive functions: The role of parental playfulness and parental playtime with their child. Behavioral Sciences, 14(7), 542. https://doi.org/10.3390/bs14070542
Ruedisueli, C., Duss, I., Wustmann Seiler, C., & Lannen, P. (2024). Relations between teacher–child interaction quality and children’s playfulness.Early Child Development and Care, 194(7-8), 883–897. https://doi.org/10.1080/03004430.2024.2356242
Wustmann Seiler, C., Duss, I., Ruedisueli, C., & Lannen, P. (2024). Developmental trajectories of children's playfulness in two-to six-year-olds. Frontiers in Developmental Psychology, 2, 1426985. https://doi.org/10.3389/fdpys.2024.1426985
Duss, I., Ruedisueli, C., Wustmann Seiler, C., & Lannen, P. (2023). Playfulness from children’s perspectives: Development and validation of the Children’s Playfulness Scale as a self-report instrument for children from 3 years of age. Frontiers in Psychology, 14, 1287274. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2023.1287274
Ruedisueli, C., Duss, I., Wustmann Seiler, C., & Lannen, P. (2023). External assessment of teachers’ roles during children’s free play and its relation to types of children’s play. Frontiers in Education, 8, 1287273. https://doi.org/10.3389/feduc.2023.1287273
Wustmann Seiler, C., Lannen, P., Duss, I., & Sticca, F. (2021). Mitspielen, (An)Leiten, Unbeteiligt sein?: Zusammenhänge kindlicher und elterlicher Playfulness: Eine Pilotstudie. Frühe Bildung, 10(3), 161–168. https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000526
Haben auch Sie sich schon gefragt, welche Auswirkungen digitale Medien auf die kindliche Entwicklung in den ersten Lebensjahren haben könnten? Diese Frage wird sowohl in der Öffentlichkeit als auch unter Fachpersonen kontrovers diskutiert. Dies führt dazu, dass Eltern und andere Bezugspersonen von kleinen Kindern verunsichert sind und teilweise mit Schuldgefühlen kämpfen, wie eine unserer Studien vom Frühjahr 2020 gezeigt hat. Welche Auswirkungen der Kontakt mit digitalen Medien für die Kleinsten mit sich bringt, ist jedoch nicht ausreichend erforscht. Das KiDiM-Forschungsprojekt soll diesbezüglich mehr Klarheit schaffen und dazu beitragen, die Grundlagen für belastbare Empfehlungen zum Umgang mit digitalen Medien im Alltag mit kleinen Kindern zu stärken.
Projektteam:
Dr. phil. Fabio Sticca (Projektleitung, HFH)
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Dr. des. Valérie Brauchli
Dr. phil. Raquel Paz Castro, Senior Researcher
Zielgruppe:
Kinder im Alter von bis zu 36 Monaten und deren Erziehungsberechtigte.
Publikationen:
Brauchli, V., Edelsbrunner, P., Paz Castro, R., Barr, R., von Wyl, A., Lannen, P., & Sticca, F. (2024). Screen time vs. scream time: Developmental interrelations between young children’s screen time, negative affect, and effortful control. Computers in Human Behavior, 154, 108138. https://doi.org/10.1016/j.chb.2024.108138
Brauchli, V., Sticca, F., Edelsbrunner, P., von Wyl, A., & Lannen, P. (2024). Are screen media the new pacifiers? The role of parenting stress and parental attitudes for children’s screen time in early childhood. Computers in Human Behavior, 152, 108057. https://doi.org/10.1016/j.chb.2023.108057
Der Übergang in die Elternschaft ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Eine der Fragen, die Eltern von Kleinkindern mitunter am meisten beschäftigen, ist, ob und wie sich digitale Medien in den Alltag integrieren lassen.
Nicht alle Eltern verfügen über die gleichen Ressourcen und Kompetenzen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Dabei deuten aktuelle Übersichtsarbeiten auf die negativen Auswirkungen von intensiver Nutzung digitaler Medien auf die Entwicklung von Kleinkindern hin und darauf, dass bestimmte kontextuelle und individuelle Faktoren diese Zusammenhänge mindern oder verstärken können.
Das Ziel des iKidiM-Projekts ist, dass Familien mit
Kleinkindern aus unterschiedlichen sozio-kulturellen Hintergründen ihren
Umgang mit digitalen Medien reflektieren, ihr Wissen um erzieherische
Kompetenzen und frühkindliche Entwicklung erweitern und
entwicklungsbeeinträchtigende Verwendungen von digitalen Medien
reduzieren. Dafür ist die Entwicklung einer kombinierten Intervention
geplant, bestehend aus Gesprächsleitfaden und Online-Tool.
Der Gesprächsleitfaden soll Fachpersonen befähigen, Eltern auf das Thema anzusprechen und – wenn erwünscht – mit den Eltern einen Veränderungsplan zu erarbeiten. Das Online-Tool soll dazu dienen, die Eltern in ihrem Plan über das Fachgespräch hinaus zu begleiten und vertiefende Informationen zum Thema Medienkompetenz und Kindesentwicklung in einfacher Sprache zu vermitteln. Die Intervention wird nicht nur für, sondern mit den entsprechenden Zielgruppen partizipativ erarbeitet.
So kombiniert das iKidiM-Projekt aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden, um die Kompetenzen der Eltern im Hinblick auf einer ihrer grössten Herausforderungen zu fördern – nämlich die Integration von digitalen Medien in den Erziehungsalltag.
Laufzeit:
10/2023 - 12/2026
Projektteam:
Dr. phil. Raquel Paz Castro, Senior Researcher (Projektleitung)
Dr. phil. Patricia Lannen (Institutsleitung MMI)
Sven Staub, B.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter
Kooperationspartner:
PD Dr. Dr. Severin Haug (Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung)
Zielgruppe:
Familien mit Kleinkindern aus unterschiedlichen sozio-ökonomischen Hintergründen.
Abgeschlossene Projekte
Das Forschungsprojekt «Kinder in multilokalen Familienarrangements» beschäftigte sich mit den Wohn- und Betreuungsarrangements von Kindern, deren Eltern nicht zusammenwohnen. In der Schweiz betrifft dies rund 250'000 Kinder. Im Fokus des Projektes standen die rund 125‘000 Kinder, die regelmässig zwischen ihren Eltern pendeln (vgl. Stutz et al, 2022).
Für mehr und mehr Kinder wird es zum Alltag, an zwei Orten zuhause zu sein; entweder weil ihre Eltern sich getrennt haben oder weil sie in einer Regenbogen- und Patchwork-Familie aufwachsen. Verschiedene Aspekte dieser Familienformen werden eifrig privat und medial diskutiert. Nicht selten geht es dabei sogar um Themen, die das Wohl der Kinder betreffen. Trotzdem ist wenig darüber bekannt, wie Kinder und Eltern sich über zwei oder mehr Haushalte hinweg organisieren und wie es ihnen damit geht.
Das Forschungsprojekt «Kinder in multilokalen Familienarrangements» wurde in zwei sich ergänzenden Teilstudien umgesetzt: mit einer schweizweiten repräsentativen Online-Befragung (Stutz et al., 2022) sowie mit soziologischen Analysen von je zehn Fällen in den Kantonen Zürich und Waadt (Degen & Guggenbühl, 2023).
Laufzeit:
2019 - 2022
Projektteam:
Dr. Heidi Simoni (Gesamtleitung), Muriel Degen (Teilprojekt 2/Zürich), Marie Meierhofer Institut für das Kind, Zürich
Prof. Andrea Büchler, Zeno Raveane, Rechtswissenschaftliches Institut, Universität Zürich
Heidi Stutz (Teilprojekt 1), Tanja Guggenbühl (Teilprojekt 2/Waadt),
Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS, Bern
Prof. Andrea Maihofer, Zentrum für Gender Studies, Universität Basel
Publikationen:
Degen,
M., Guggenbühl, T. (2023): «Etudes de cas qualitatives en lien avec des
familles séparées, recomposées et queer dans les cantons de Zurich et
de Vaud», rapport final du sous-projet 2, dans le cadre du projet de
recherche «Enfants dans les arrangements familiaux multilocaux»,
Institut Marie Meierhofer pour l‘enfant (Zurich) et Bureau d‘études de
politique du travail et de politique sociale BASS (Berne), Zurich.
Wie geht es den Kindern, die mit ihren Familien in Asylunterkünften leben, was tun sie den ganzen Tag, was beschäftigt sie, was gefällt ihnen, was nicht? Bislang weiss man in der Schweiz kaum etwas darüber.
Die wenigen Studien, die bislang Einblicke in das Leben von begleiteten Kindern in Gemeinschaftsunterkünften gewähren, weisen darauf hin, dass Kinder sich von der Aussenwelt isoliert und in der Unterkunft unwohl fühlen, dass sie die nähere Umgebung nicht kennen (vgl. z.B. Asefaw/Bombach/Wöckel 2018; Eisenhuth 2015), ihre Rechte nicht in gleicher Weise umgesetzt werden wie die gleichaltriger Einheimischer (Klingelhöfer & Rieker 2003) und diese Unterbringungsform nicht im «best interest» von Kindern ist (World Vision & Hoffnungsträger Stiftung 2016).
Nach einer Pilotstudie und Interviewreihe mit Fachpersonen und Freiwilligen findet seit 2019 die Hauptstudie statt: Für diese ethnographisch angelegte Forschung ist Clara Bombach regelmässig in der Nacht, unter der Woche, am Wochenende, in den Ferien- und Schulzeiten vor Ort in einer Gemeinschaftsunterkunft in der Schweiz, hört den Kindern zu und begleitet ihren Alltag.
Das Projekt wird von der Palatin Stiftung und der Hans Konrad Rahn Stiftung finanziert.
Clara Bombach promoviert im Rahmen dieser Studie am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich.
Laufzeit Pilotstudie:
2018 - 2019
Laufzeit Hauptstudie:
2019 - 2022
Projektleitung:
Clara Bombach, M.A.
Frühere Forschungsarbeiten konnten zeigen, dass die Fähigkeit von Kindern, zusammenhängende und reichhaltige Geschichten zu erzählen, sowie eine hohe Qualität in Kindertageseinrichtungen eine schützende Wirkung haben: Sie können ungünstige Auswirkungen familialer Risikobelastungen abschwächen. Längsschnittliche Belege für diese Schutzprozesse fehlen jedoch noch. Ziel der Studie ist es, die Auswirkungen früher familialer Risiken auf die sozial-emotionale Kompetenz von Kindern von der frühen Kindheit (drei bis fünf Jahre) bis zum mittleren Schulalter (neun bis elf Jahre) längsschnittlich zu untersuchen. Dabei interessiert, wie sich die sozial-emotionalen Kompetenzen der Kinder im Verlauf entwickeln, inwieweit 1.) mentale Repräsentationen von Kindern wie ihre selbstwahrgenommene Kompetenz und die Fähigkeit, zusammenhängende und reichhaltige Geschichten erzählen zu können, 2.) die Qualität elterlicher Anregung und Unterstützung sowie 3.) die früher erfahrene Qualität frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung in Kindertageseinrichtungen möglichen negativen Auswirkungen früher familialer Risiken entgegenwirken können.
Bei der Studie handelt es sich um die Fortsetzung einer Teilstudie innerhalb des Forschungsprojekts «Bildungs- und Resilienzförderung im Frühbereich» (2009–2012). Die Daten wurden über Fragebögen und Interviews bei den Kindern, Eltern und Lehrpersonen erfasst. Die Studie ermöglicht neue Erkenntnisse darüber, welche Faktoren eine gesunde kindliche Entwicklung trotz Risiko ermöglichen und damit zur Entwicklung von Resilienz beitragen können. Das Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziell unterstützt.
Projekt
Langfristige Auswirkungen früher familialer Risiken
auf Verhaltensprobleme und die Selbstwirksamkeit – Individuelle,
familiale und ausserfamiliale Schutzprozesse
Laufzeit
04/2016 - 03/2020
Projektleitung
Prof. Dr. phil. Corina Wustmann Seiler (PHZH)
Dr. phil. Heidi Simoni (MMI)
Projektmitarbeiter:innen
Dr. phil. Fabio Sticca, Senior Researcher
Olivia Gasser-Haas, M.Sc., wissenschaftliche Mitarbeiterin
Publikationen
Sticca, F., Gasser-Haas, O. & Wustmann Seiler, C. (2023). The interplay among familial risk, narrative coherence, and emotional problems from early to middle childhood. Frontiers in Psychology: Developmental Psychology, 14, 969974.
http://dx.doi.org/10.3389/fpsyg.2023.969974
Wustmann Seiler, C., Sticca, F., Gasser-Haas, O. & Simoni, H. (2022). Long-term promotive and protective effects of early childcare quality on the social-emotional development in children. Frontiers in Psychology: Educational Psychology, 13, 854756.
https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.854756
Wustmann Seiler, C., Kammerer, C. & Villiger, A. (2022). «Jetzt sehe ich, was mein Kind für Fortschritte macht!» – Wie verändern die «Bildungs- und Lerngeschichten» die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Eltern? Ergebnisse aus zwei Evaluationsstudien in Kindertageseinrichtungen der Schweiz. Frühförderung interdisziplinär, 41 (Pre-print online).
http://dx.doi.org/10.2378/fi2022.art22d
Gasser-Haas, O., Sticca, F. & Wustmann Seiler, C. (2022).
Erziehungsbezogene elterliche Depressivität und
Selbstwirksamkeitserwartung von Kindern: Die Rolle von
Freundschaftsqualität. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 69 (e-only).
http://dx.doi.org/10.2378/peu2022.art10d
Gasser-Haas, O., Sticca, F. & Wustmann Seiler, C. (2021). The longitudinal role of early family risks and early social-emotional problems for friendship quality in preadolescence – A regression model. PLoS ONE, 16(7): e0253888.
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0253888
Cusati Müller, M. (2021). Internalisierendes und externalisierendes Verhalten von Kindern und ihre Teilhabe an Interaktionen. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 53(3-4), 105–115. https://doi.org/10.1026/0049-8637/a000244
Sticca, F., Wustmann Seiler, C. & Gasser-Haas, O. (2020). Familial risk factors and emotional problems in early childhood: The promotive and protective role of children’s self-efficacy and self-concept. Frontiers in Psychology: Developmental Psychology, 11, 3147,
https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.547368
Gasser-Haas, O., Sticca, F. & Wustmann Seiler, C. (2020). Poor
motor performance – Do peers matter? Examining the role of peer
relations in the context of the Environmental Stress Hypothesis. Frontiers in Psychology: Movement Science and Sport Psychology, 11, 498,
https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.00498
*Cusati Müller, M. (2020). Sustained Shared Thinking in dyadischen Interaktionen. Eine quantitative Analyse. ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, 2(1), 12–22. https://doi.org/10.25364/18.2:...
https://unipub.uni-graz.at/elfo/periodical/pageview/5110223
Wustmann Seiler, C., Frei, D. & Simoni, H. (2019). Qualitätsentwicklung durch systematische Bildungsbeobachtung und -dokumentation? Eine Untersuchung in Schweizer Kindertageseinrichtungen. In D. Weltzien, H. Wadepohl, C. Schmude, H. Wedekind, & A. Jegodtka (Hrsg.), Forschung in der Frühpädagogik – Band XII Schwerpunkt: Interaktionen und Settings in der frühen MINT-Bildung (S. 231–260). Freiburg i. Br.: FEL-Verlag. ISBN 978-3-932650-94-9
Cusati Müller, M., Wustmann Seiler, C., Simoni, H. & Hedderich, I. (2019). Die Teilhabe von Kindern an Sustained Shared Thinking im Freispiel: Einflüsse von Geschlecht und Alter der Kinder. Frühe Bildung, 8(3), 153–160.
https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000435
Wustmann Seiler, C., Müller, E. & Simoni, H. (2017). The protective role of childcare quality for behavioral adjustment in 3- to 5-year-old children. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 49(1), 1–10.
https://doi.org/10.1026/0049-8637/a000162
Müller, E., Wustmann Seiler, C., Perren, S. & Simoni, S. (2015).
Young children’s self-perceived ability: Development, factor structure
and initial validation of a self-report instrument for preschoolers. Journal of Psychopathology and Behavioral Assessment, 37(2), 256–273.
https://doi.org/10.1007/s10862-014-9447-9
Müller, E., Perren, S. & Wustmann Seiler, C. (2014). Coherence and content of conflict-based narratives: Associations to family risk and maladjustment. Journal of Family Psychology, 28(5), 707–717.
https://doi.org/10.1037/a0037845
Wustmann Seiler, C. & Simoni, H. (Hrsg.) (2013), unter Mitarbeit von E. Spirig Mohr, F. Pomeranets, J. Steinmetz, D. Frei & K. Schaerer-Surbeck. «Bildungs- und Lerngeschichten» in der Schweiz – Umsetzungserfahrungen und Materialien. Zürich: Marie Meierhofer Institut für das Kind. ISBN 978-3-033-04176-9
Evidence Briefs
Im Rahmen des Praxis- und Forschungsprojekts «Bildungs- und Resilienzförderung im Frühbereich» wurden Kindertageseinrichtungen in der Deutschschweiz dabei begleitet und gecoacht, ihre alltägliche pädagogische Arbeit stärker auf die Bildungsprozesse der Kinder auszurichten und das Beobachtungsverfahren der «Bildungs- und Lerngeschichten» (Carr, 2001; Leu et al., 2007) in ihrer Praxis zu verankern. Anhand verschiedener Forschungsfragen wurden die Veränderungen und Auswirkungen auf allen Ebenen – den Kindern, Eltern, Fachkräften und der pädagogischen Qualität im System – wissenschaftlich untersucht und evaluiert. Darüber hinaus wurden weitere angrenzende, offene Forschungsfragen untersucht. Zum Einsatz kamen dabei leitfadengestützte Interviews und schriftliche Befragungen der Kitamitarbeitenden, Kitaleitungen und Eltern, videogestützte Beobachtungen, Entwicklungstests und Interviews mit den Kindern sowie Einschätzungen der pädagogischen Qualität.
Weitere Datenauswertungen und Publikationen aus den Teilstudien des Projektes sind in Bearbeitung. Darunter befindet sich auch eine Dissertation.
Das Projekt wurde unterstützt und finanziell gefördert durch die Stiftung Mercator Schweiz, den Schweizerischen Nationalfonds, die Jacobs Foundation und die Hamasil Stiftung.
Laufzeit:
06/2009 - 07/2012
Auswertungs- und Publikationsphase bis 2018
Projektleitung:
Dr. phil. Heidi Simoni (MMI)
Dr. phil. Corina Wustmann Seiler (PHZH)
Projektmitarbeiter:innen:
lic. phil. Medea Cusati Müller
lic. phil. Eliza Spirig Mohr
Doris Frei, M.A.