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Lebensgeschichten
über 60 Jahre - Heimplatzierung von Kleinkindern (*1953-1959)
Hintergrund

Ende der 1950er-Jahre wurden in Zürich systematisch die Entwicklungs- und Lebensumstände von Säuglingen erfasst. Im Rahmen der sogenannten Zürcher Longitudinalstudien (ZLS) untersuchte das Kinderspital 431 Säuglinge, die bei ihren Familien aufwuchsen. Parallel dazu befasste sich die Zürcher Stadtärztin und Kinderpsychiaterin Marie Meierhofer mit 445 Kleinkindern, die aus unterschiedlichen Gründen während ihrer ersten Lebenszeit ganz oder teilweise in Säuglingsheimen betreut wurden.

Der Erstuntersuch dieser Kinder erfolgte über Beobachtungen: Marie Meierhofer beobachtete vor Ort in den Zürcher Säuglingsheimen, wie die Kinder ihren Tag verbrachten, wie sie sich verhielten und wie sie betreut wurden. Sie konnte hierbei feststellen, wie es den Kindern erging, und leitete daraus Forderungen für die Veränderung in der Betreuung von Säuglingen ab, die sie veröffentlichte. Die Ergebnisse stellten sie und ihr Team in ganz Europa vor und setzten sich somit auch über die Grenzen der Schweiz hinweg dafür ein, dass sich die Betreuung von Säuglingen verbesserte. Als die Kinder aus der ersten Untersuchung circa 14 Jahre alt waren, sprach Marie Meierhofer noch einmal mit einigen Betroffenen, um zu erfahren, wie sie ihre Lebenssituation inzwischen selbst erlebten und beschrieben.

Die Ergebnisse der ZLS- und MMI-Studien haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Grundbedürfnisse von kleinen Kindern innerhalb und ausserhalb ihrer Familien immer besser berücksichtigt wurden – sowohl in der Schweiz, aber auch über die nationalen Grenzen hinweg.

Fortsetzung der Studie, die vor über 60 Jahren begann

Die damaligen Säuglinge sind heute etwa 60 Jahre alt. Einige von ihnen wurden wiederholt kontaktiert und in nachfolgende Untersuchungen einbezogen. Seit 2019 wurden diese über 700 Personen umfassende Gruppe nochmals angeschrieben und eingeladen, sich weiterhin an der weltweit einzigartigen Studie zu beteiligen. Sie können somit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis darüber leisten, was nach einem teils ähnlichen, teils ganz unterschiedlichen Lebensstart für die Gestaltung des eigenen Lebensweges relevant sein kann.

Mit der Fortsetzung der Studie soll ein bedeutsamer Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Betreuung und Unterbringung von Säuglingen in der Schweiz geleistet werden. Bislang fehlt in der Aufarbeitung fürsorgerischer Zwangsmassnahmen bis 1981 ein vertiefter Blick in die Säuglingsheime sowie die Erkenntnis darüber, wie das Leben der damaligen Kleinkinder unterdessen verlaufen ist. An dieser Wissenslücke setzt die aktuelle Studie an; sie setzt sich zum Ziel, diese zu schliessen.

Erste Ergebnisse der Studie

Mehrere Publikationen mit Resultaten des Lebensgeschichten-Projektes sind in Vorbereitung. Im folgenden Artikel, der im September 2023 erschien, werden die Studie selbst sowie die ersten vorläufigen Resultate zusammengefasst: Erste Ergebnisse Studie Lebensgeschichten


Weitere Publikationen finden Sie ganz am Ende dieser Webseite. Neu veröffentlichte Artikel werden kontinuierlich hier zur Verfügung gestellt.

Vor kurzem sind zudem drei Bücher erschienen, die erste Ergebnisse der Forschungsprojekte des NFP 76 enthalten. In Band 3 «Schicksale der Fremdplatzierung. Behördenentscheidungen und Auswirkungen auf den Lebenslauf» wird im Kapitel «Lebensgeschichten. Säuglingsheimplatzierung und ihre Bedeutung über die Lebensspanne» die Studie beschrieben und die ersten Resultate vorgestellt.

Die drei Bücher sind im Buchhandel erhältlich und stehen hier gratis zum Download zur Verfügung.

Wir danken allen Teilnehmenden ganz herzlich für ihren wichtigen Beitrag!

Fortsetzung: Lebensgeschichten... über Generationen

In den Ergebnissen der Studie «Lebensgeschichten» zeigt sich unter anderem, dass die damalige Platzierung nicht nur das Leben der betroffenen Person beeinflusste, sondern auch Auswirkungen auf die gesamte Familie hatte. Es ist deshalb wichtig, zu verstehen, wie sich die Leben der anderen Familienmitglieder weiterentwickelt haben und wie es ihnen heute geht.

In einer Folgestudie möchten wir diese Auswirkungen mit den Nachkommen sowie den Eltern von Personen, die in einem Säuglingsheim platziert waren, genauer untersuchen. In dieser Studie werden wir deshalb mit den Nachkommen einen Fragebogen sowie eine Erhebung vor Ort durchführen, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu erfassen. Zudem werden wir mit den Eltern Gespräche führen, um mehr über ihre Geschichten als Zeitzeug:innen der damaligen Umstände erfahren zu können.

Falls Sie ein Familienmitglied einer Person sind, die an der Studie teilgenommen hat, und ebenfalls an einer Studienteilnahme interessiert sind, dürfen Sie sich jederzeit bei uns melden!

Kontakt und Studienteam

Bei Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung. Wir sind erreichbar unter den Studiennummern 078 211 08 15 & 078 261 48 95 sowie unter der Hauptnummer des MMI 044 205 52 20 oder via Mail an lebensgeschichten@mmi.ch.